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Elternschaft & Wohlbefinden



Dass Faktoren wie Partnerschaft, Finanzen und Kinderbetreuung für das Wohlbefinden von Eltern eine Rolle spielen, versteht sich. Nicht so bewusst ist vielen, wie wenig diese äußeren Faktoren dennoch darüber aussagen, ob es einer Person in ihrer Elternrolle tatsächlich gut geht oder nicht. Entscheidend dafür kann ein anderer Aspekt sein. 

Entscheidend für das Wohlbefinden von Eltern, das zeigt auch eine Studie des Statistischen Bundesamtes aus 2023, sind vor allem die persönlichen Einstellungen zur Elternschaft: Sind Kinder Teil des eigenen Lebensentwurfes oder nicht. Wie Belastungen empfunden werden, hängt schließlich in hohem Maß davon ab, ob sie als frei gewählt und den eigenen Zwecken dienend wahrgenommen werden oder ob man sie für eine aufgezwungene Bürde hält.

"Zudem wirken sich die persönlichen Einstellungen zur Elternschaft auf den späteren Zusammenhang zwischen Elternschaft und Wohlbefinden aus. Ob sich etwa die Häufigkeit von Glücksgefühlen zwischen Menschen ohne und jenen mit Kindern unterscheidet, hängt wesentlich damit zusammen, ob Kinderlosigkeit oder Elternschaft als Lebensentwurf gewählt wurde." Statistisches Bundesamt | WISTA | 6 | 2023, S. 72

Entscheidend dabei ist nicht, dass man objektiv die Wahl hat, sondern dass man sie bewusst trifft und ohne inneres Zucken und Zögern etwas denkt wie: Ich will ein Kind. Ich wünsche mir, dass es Teil meines Lebens wird. Ich will das, obwohl ich ziemlich genau weiß, welche Aufgaben und Belastungen auf mich zukommen werden oder können.


Kinder sind nicht Mittel zum Zweck des elterlichen Wohlbefindens. Ob sie für ihre Eltern ein Quell des Glücks oder der Belastung sein werden, spielt für Kinder aber eine elementare Rolle. Allein in ihrem Interesse tut man gut daran, seine Elternschaft später nicht zu bereuen.* Schillers Aufforderung "Drum prüfe, wer sich ewig bindet!" passt für die Eltern-Kind-Beziehung heute mehr als für die Ehe, die man zur Not scheiden kann und der schließlich beide Beteiligten zustimmen müssen. 


Wie lässt sich nun späterer Enttäuschung und Reue vorbeugen? Mit einer klaren und ehrlichen Entscheidung. Indem man sich danach befragt, ob Kinder und Elternsein in dem Leben, dass man anstrebt, einen allen Beteiligten angemessenen Platz haben sollen und können oder eher nicht. Und wie Svenja Flaßpöhler sagt: "wer wollte im Ernst behaupten, dass wir uns über die Risiken und Nebenwirkungen des Elternwerdens nicht im Vorfeld hinreichend informieren könnten?" (Flaßpöhler, Werner 2019).


Cihlar, Volker; Genoni, Andreas; Milewski, Nadja; Spieß, C. Katharina; Stawarz, Nico (2023): Subjektives Wohlbefinden und demografische Ereignisse im Lebenslauf, Statistisches Bundesamt WISTA – Wirtschaft und Statistik: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/281143/1/187814233X.pdf


*Und ja, es gibt durchaus Mütter, die zwar ihre Kinder lieben, aber bereuen, Mutter geworden zu sein 2015). Vgl. Orna Donath (2015): Regretting Motherhood: A Sociopolitical Analysis. Vol. 40, No. 2, pp. 343-367: https://www.jstor.org/stable/10.1086/678145


Svenja Flaßpöhler, Florian Werner (2019): Zur Welt kommen. Elternschaft als philosophisches Abenteuer. Blessing, S. 100ff.


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