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Wie kann es mir gut gehen, wo doch alles definitiv schlechter wird?!




Negative Zukunftserwartungen sind weit verbreitet, aber weder ist Pessimismus rational noch gut fürs Wohlbefinden. Wir haben eine besondere Gabe. Vermutlich als einzige Spezies können sich Menschen gedanklich in die Zukunft versetzen. Wir können uns, so Thomas Hobbes, auch den Hunger von morgen vorstellen und unser Überleben, Sicherheit und Wohlbefinden, planen. Was dabei stört, ist Ungewissheit. Tatsächlich mögen wir Ungewissheit so ungern, dass wir um der Planbarkeit Willen auch von einer negativen Zukunft ausgehen, wenn sie uns nur einigermaßen sicher vorkommt (de Berker). Im Jahr 2014 blickten 69% der Deutschen

"Der Zweck der Zukunft ist besonders dann offensichtlich, wenn man sich vorstellt, wie es wäre, keine zu haben. Wir würden dann unser ganzes Geld ausgeben, unserem Körper Schaden zufügen [...] - kurzum, wir würden viele Dinge tun, die unser zukünftiges Ich bereuen würde."   Florence Gaub

zuversichtlich in die Zukunft, in 2024 sind es nur noch 41% (Stiftung für Zukunftsfragen). Nun könnte man Pessimismus für einen pfiffigen Move halten nach dem Motto "wer negativ denkt, wird nicht enttäuscht". Aber Zukunftserwartungen funktionieren wie selbst erfüllende Prophezeiungen. Was eintritt, wenn alle glauben, die Zukunft werde auf jeden Fall schlechter als die Gegenwart, kann womöglich auch Menschen mit negativen Erwartungen noch überraschen. Wer meint, die miese Zukunft sei sicher und unvermeidlich, hat schließlich keine Motivation, daran etwas zu ändern. Man verharrt im Weiter-so-Modus und konzentriert sich auf das eigene Hier-und-Jetzt. Ist das in Sachen Wohlbefinden die beste Option?

"Je mehr Zukünfte man hat, desto freier ist man."  Florence Gaub

Wer sich die menschliche Gabe zunutze macht und sich verschiedene Zukünfte ausmalt, befreit sich von dem teils unbewussten Denken, die Zukunft sei bereits entschieden und es werde sowieso alles auf jeden Fall schlecht(er). Das hat zwei entscheidende Vorteile: 

  1. Die Zukunft wird tatsächlich besser: Wer die Wahl hat, trifft vermutlich eine positive. Und wer wählt, sieht Zukunft als etwas, das einem nicht passiert, sondern das man gestalten kann. Im Modus des Gestaltens wiederum fokussiert man auf Lösungen statt Probleme. Und trägt so dazu bei, dass die Zukunft eher besser wird.

  2. Das individuelle Wohlbefinden steigt: Wer Zukunft aktiv (mit)gestaltet, sich also als Teil von Lösungen, von - auch kleinen - kreativen Verbesserungsprozessen und gesellschaftlichen, regionalen oder familiären Transformationen, erfährt, entwickelt nachweislich Selbstwirksamkeit und Optimismus (Bandura, Schwarzer, Jerusalem, Boeger/Lüdmann). Das ist wiederum nicht nur nützlich für die Entwicklung guter Zukünfte, es trägt auch zu Motivation und, wichtig(!), zu persönlichem Wohlbefinden bei. 

"Zukunft kommt nicht – Zukunft wird gemacht." Kai Arne Gondlach

Man kann also sagen: Gedankliche Zeitreisen haben das Zeug dazu, unser Wohlbefinden zu steigern. Florence Gaub hat zum Umgang mit Zukunft eine, wie sie sagt, Bedienungsanleitung geschrieben. Wir haben die Wahl!


Bandura, Albert (1995): Exercise of personal and collective efficacy in changing societies. In: Bandura, Albert (Hrsg.): Self-Efficacy in changing societies. Cambridge: Cambridge Society Press.

Bandura, Albert (1997): Self-efficacy: The exercise of control. New York: Freeman.

Boeger, Annette/Lüdmann, Mike (2023): Psychische Gesundheit in: Psychologie für Erziehungswissenschaften und Soziale Arbeit. Springer.

de Berker, Archie O. et al (2016): Computations of uncertainty mediates acute stress responses in humans". In: Nature Communications, Vol. 7, 2016.

Gaub, Florence (2023): Zukunft. Eine Bedienungsanleitung. dtv.

Schwarzer, Ralf/Jerusalem, Matthias (2002): Das Konzept der Selbstwirksamkeit. In: Jerusalem, Matthias/Hopf, Diether (Hrsg.): Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen. Beltz Verlag: Weinheim, S. 28-53.

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